Im Jahre 1993 kam es zu unserer ersten eigenen Ernte. Weil das Grundstück zwanzig Jahre nicht bewirtschaftet wurde, waren wir anfangs damit beschäftigt die Bäume wieder freizulegen und zu schneiden, denn sie hatten mehr Triebe am Stamm als auf der Krone.
Unsere Mutter fuhr also in diesem besagten Jahr mit ihrer ersten Ausbeute von 280kg Oliven ahnungslos in die Mühle von Promiri, wo ihr mitgeteilt wurde, dass sie die erforderliche Menge von 350kg Oliven für eine eigenen Pressung nicht erfülle. Allerdings wurde sie nicht abgewimmelt, da der Mühlenmann (Name der Redaktion bekannt) mit den gut aussortierten Oliven schon geliebäugelt hatte.
Die Oliven liefen im Nu das Förderband hinauf und hinein in die Mühle. Das Spannendste war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr die Ernte selbst und das Öl, das in die Kanister lief, sondern als der Ölmühlenmann seine Brille aufsetzte. Wir wussten die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Jetzt wird er eine Probe entnehmen und die Qualität des Öls direkt vor unseren Augen überprüfen. Während er stillschweigend da saß und in aller Ruhe seinen üblichen Handgriffen nachging, warteten wir ungeduldig auf das Ergebnis. Als er fertig war, schaute er über seine Brille unsere Mutter an und sagte: “Das ist kein Öl. Das ist Medizin. Das müssen Sie in der Apotheke verkaufen!”